Zum Artikel «Wohnraum ist knapp» vom 31.08.2023 und Leserbrief vom 6.09.2023 «die Ursache benennen».

Mit Erstaunen habe ich den Leserbrief von Urs Amstad vom Mittwoch, 6.09.2023 gelesen. Auch ich war an genannter Landratssitzung. Und tatsächlich sind sich die meisten Kantonsparlamentarier:innen einig: Der Wohnraum in Nidwalden ist knapp, das treibt die Preise für Eigentum, aber vor allem für Mietwohnungen in die Höhe. Dass Urs Amstad, wie im Leserbrief geschrieben, die Zuwanderung thematisiert hätte, ist so nicht korrekt, ein Märchen. Er hat in seiner Wortmeldung von Bevölkerungswachstum gesprochen, nicht von Zuwanderung und schon gar nicht von Zuwanderer, welche explizit vom Ausland in unser Land zuwandern. Mit keiner Silbe. Wer von Zuwanderung gesprochen hat, ist  Regierungsrat Res Schmid, welcher ja die Meinung des Regierungsrates zu vertreten hat. Irgendwie hat er sich dazu verleiten lassen, das hat mich etwas irritiert.

Nun gehe ich davon aus, dass Herr Regierungsrat Schmid nicht die Zuwanderung von Menschen meint, die im Rotzloch, meistens zu zweit, in kleinen Zimmern eingehaust sind. Nicht die Zuwanderer welche einen Quadratmeterverbrauch pro Kopf von unter 20 haben. Zur Erinnerung verweise ich auf die Wohnraumstatistik: Nidwalden weist einen schweizweit rekordverdächtigen Verbrauch von gut 50 m2 pro Kopf aus. Zu behaupten, dass die Zuwanderung aus dem Ausland «die Ursache des Übels» ist, entbehrt jeglicher Grundlage, ist mehr als Populismus und gehört in die Märchenecke. Das Problem ist vielschichtiger. Eine der grössten Ursachen ist, dass wir auf zu grossem Fuss, sprich in zu grossen Wohnungen leben. Es ist also, wie so vieles, ein Verteilproblem und ist systemisch nicht so leicht ohne Regulierung zu lösen. Menschen, welche ungewollt, aus rein finanziellen Überlegungen in zu grossen Wohnungen wohnen, müssten in günstigere, oder zumindest gleich teure, kleinere Wohnungen umziehen können. Und dies notabene in ihrer vertrauten Umgebung und in demografisch ausgewogenen, durchmischten Siedlungen. Vom Bauboom der letzten Jahre, ja Jahrzehnte, wissen wir, dass in Nidwalden massenhaft viele Wohnungen nicht zu sinkenden, nicht zu stagnierenden, auch nicht zu moderat steigenden Wohnungs- und Mietpreisen geführt haben.  Also müssen wir konsterniert zur Kenntnis nehmen, dass im Wohnungsmarkt, zumindest in unserem schönen, begehrten Kanton, der marktwirtschaftliche Mechanismus nicht spielt. Menschen die Schuld über diesen Missstand in die Schuhe zu schieben, die sich politisch und meistens auch sprachlich nicht wehren können, ist sehr einfach. 

Daniel Niederberger, Landrat SP Stans